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CAE, Caprine Arthritis-Encephalitis

(Ziegen  Gelenkentzündung & Gehirnentzündung)

(Big knee-disease; Polyarthrite chronique virale, Maladie des gros genoux)

 

CAE ist ein Lentivirus -

(Langzeitvirus Unterfamilie der Retroviren) sie zersetzen

die Virusribonukleinsäure in die Desoxyribonukleinsäure der Wirtszelle und

bauen sie in deren Genom ein (Erreger der Tumorerkrankung und Aids)

- Sein Vorkommen betrifft folgende Spezies

Katze :

FIV =     Felines Immundefizienz Virus

Schaf :

MW =     Maedi Visna Virus

Ziege :

CAE =     Caprine Arthritis & Encephalitis

Pferd :

EIA =     Equine infektiöse Anämie

Affe :

SIV =     Simianes Immundefizienz Virus

Mensch :

HIV =     Humanes Immundefizienz Virus

 

Die infizierte Ziege trägt den CAE-Virus lange in sich, bevor die Krankheit (meist erst im hohen Alter) zum Ausbruch kommt. Dies macht das Virus unberechenbar und gefährlich; in der Zeit der Infizierung bis zum CAE-Nachweis, können (massenweise) Ziegen angesteckt werden.

Sämtliche Ziegenrassen sind davon betroffen, jedoch nur von einer geringen Menge Zwergziegen zeigte der Bluttest positiv an. Reine Zwergziegen die CAE positiv anzeigen, sind nicht bekannt.

 

 

Symptome

CAE äußert sich hauptsächlich in sechs Krankheitsbildern:

 

Gelenkentzündung

auch dicke Knie-Seuche genannt

Chronische

Abmagerung

Die infizierten Tiere bekommen

ein raues, dünnes, struppiges

Haarkleid,

magern mehr und mehr ab

liegen viel und bewegen sich

äußerst ungern

 

Euterentzündung, Lungenentzündung

Hirnhautentzündung, Rückenmarksentzündung

Bei Gehirnentzündung zeigen die Tiere zunächst Schwäche

mit einem unsicheren Gang, knicken zuerst mit den Hinterbeinen ein,

diese Lähmung dehnt sich auf die Vordergliedmaßen aus,

es kommt zum festliegen.

 

Einen starren Blick, Kopf Schiefhalten

mit asymmetrischen Ohrstellung

und hochstellen und verdrehen

des Kopfes sind Anzeichen eines

akuten Anfalls bei Hirnhautentzündung

nach einem Erschrecken

 

Sekundäre Krankheitsbilder sind:

Akute Euter (Schaleneuter) oder knotiges Euter  die Ziegen zeigen kein Fieber

das Euter wird weder warm noch schmerzhaft.

Lungenentzündung: Die Tiere zeigen Atemnot oder Husten.

Andere leichte Symptome:

Wehenschwäche, Fruchtbarkeitsstörungen, stete Abmagerung.

 

 

Ansteckungsmöglichkeiten

Die Verbreitung der Seuche erfolgt hauptsächlich durch das Säugen und den direkten Kontakt

(Speichel, Blut u.A.m.).  Das Virus CAE kann jedoch auch über ein anderes Lebewesen, z.B. durch den Menschen, von einem Betrieb in den anderen geschleppt werden, so über Kleidung, Schuhe, Markierungszange, Tattoo-Werkzeug, Kastrierzange, u.A.m.

 

Übertragung auf den Menschen bei Kontakt zu einem CAE positiven Tier ist auszuschließen. Ob die Übertragung via Genuss von infizierter Milch oder Fleisch stattfindet, ist umstritten: Es liegen verschiedene Berichte vor in welchen das eine oder andere behauptet wird.

 

 

Bekämpfung

Auszug aus der Tierseuchenverordnung TSV Schweiz

Stand am 1. Januar 2008

13. Abschnitt:181 Caprine Arthritis-Encephalitis

Art. 200 Diagnose

1 Caprine Arthritis-Encephalitis (CAE) liegt vor, wenn die serologische Untersuchung einen positiven Befund ergeben hat oder der Erreger nachgewiesen wurde.
2 Die Inkubationszeit beträgt zwei Jahre.

Art. 201.182 Amtliche Anerkennung und Überwachung

1 Die Ziegenbestände werden durch eine serologische Untersuchung überwacht.
2 Ein Ziegenbestand wird als CAE-frei anerkannt, wenn:
2a. drei im Abstand von mindestens sechs Monaten vorgenommene serologische Untersuchungen einen negativen Befund ergeben haben, oder die Bedingungen nach Artikel 202 Absatz 3 erfüllt sind;
2b. die im Rahmen der Überwachung durchgeführte serologische Untersuchung einen negativen Befund ergeben hat;
2c. die Ziegen eines neuen Bestandes ausschliesslich aus anerkannt CAE-freien Beständen stammen.
3 Zuchtböcke sind jährlich serologisch zu untersuchen. Der Tierhalter hat sie dem
Kantonstierarzt zu melden.


Beachte aber wie oben beschrieben:
Zuchtböcke sind jährlich serologisch zu untersuchen. Der Tierhalter hat sie dem Kantonstierarzt zu melden

 

kompletter Gesetzestext der Tierseuchenverordnung - bitte hier klicken

 

Jungtiere, deren Eltern also Mutter und Vater anerkannt CAE-frei sind, gelten automatisch als anerkannt CAE-frei.

Bis die Seuche CAE komplett ausgerottet ist, muss jede Ziege und auch die Zwerg-Ziege auf CAE untersucht werden, für Zwergziegen-Halter gelten dieselben Seuchenvorschriften (CAE-Blutkontrolle), welche auch für die Ziegenhalter gelten.

Tiere im alter zwischen 2 und 6 Monaten zeigen bei einer serologischen Blutuntersuchung nicht positiv an, auch wenn sie das Virus in sich tragen, deshalb erscheint es sinnlos, Tiere in diesem Alter zu testen.

 

In der Schweiz ist in den letzten Jahren das typische Bild der Ziegen mit dem «dicken Knie», die an der unheilbaren CAE erkrankt sind, immer seltener geworden. Dank großer Anstrengungen vor allem des ZGD Ziegen Gesundheits-Dienst (heute BGK) konnte der Erreger dieser Viruskrankheit mit einem koordinierten Bekämpfungsprogramm zurückgedrängt werden.

 

CAE ist in der Schweiz noch nicht ganz verschwunden.

 

Obwohl CAE nicht zu unterschätzen ist es und starke wirtschaftliche Einbussen bedeutet, gehört sie in vielen Ländern noch nicht zu den auszurottenden Seuchen.

 

Das CAEV Caprine Arthritis - Encephalitis Virus wurde erstmals 1980 isoliert. Angesteckt werden hauptsächlich die Zicklein, wenn sie infizierte Muttermilch aufnehmen. Die Tiere bleiben nachher lebenslänglich infiziert. In weit geringerem Ausmaß findet zudem bei engem Kontakt zwischen den Tieren auch eine horizontale Übertragung statt. Eine Übertragung beim Deckakt ist nicht auszu-schließen und es liegen Berichte vor, die auch auf eine Ansteckung des Fötus im Mutterleib hinweisen. Eine Behandlung für diese Krankheit oder ein Impfstoff existieren nicht.

 

Jürg Rüfenacht: Nach der Infektion erfolgt die Antikörperantwort nur sehr langsam, nach Monaten oder gar Jahren. Die Immunantwort ist nicht in der Lage, das Virus zu eliminieren. Die Abwehrreaktion ist sogar mitverantwortlich  für die Gelenksentzündung. CAE bei der Ziege ist ein natürliches Modell für die rheumatoide Arthritis beim Menschen.

 

Aus dem Bundesamt: CAE in der Schweiz und deren Bekämpfung

Zu Beginn der achtziger Jahre waren in der Schweiz schätzungsweise sechzig bis achtzig Prozent der Ziegen mit dem CAE-Virus infiziert. Etwa ein Drittel der infizierten Tiere erkrankte an chronisch fortschreiten der Carpitis («dicke Vorderknie ») und jährlich mussten aus diesem Grund fünf bis zehn Prozent des schweizerischen Ziegenbestandes geschlachtet werden. In Zusammenarbeit zwischen der Universität Bern und verantwortungsbewussten, engagierten Ziegenzüchtern entstand 1984 die Arbeitsgruppe Ziegenarthritis (AGZ), welche sich zum Ziel setzte, CAE zu bekämpfen. Es mussten Methoden entwickelt werden, mit welchen infizierte Tiere durch eine Blutuntersuchung erkannt werden konnten. Zudem wurde ein Konzept erarbeitet, welches darauf abzielte, die Infektionskette zu unterbrechen, indem Zicklein unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und mit Kuhmilch aufgezogen wurden. Die sanierte Nachzucht wurde von der übrigen Herde strikt separiert und regelmäßig während drei Jahren durch Blutuntersuchungen überprüft. Dank dem entschlossenen Vorgehen der AGZ und dem daraus entstandenen Ziegengesundheitsdienst (ZGD; heute Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer, BGK) ist die Krankheit heute praktisch verschwunden und der Anteil infizierter Ziegen wurde drastisch gesenkt.

 

Die Bildung von Antikörper nach der Ansteckung erfolgt nicht bei allen Tieren gleich rasch und gleich stark. Es gibt Ziegen die mit dem CAE-Virus infiziert sind, aber im Bluttest noch einen negativen Befund aufweisen. Vor allem bei weiblichen Tieren, die nach der Geburt das Virus mit der Milch an ihre Nachkommen weitergeben, ist diese Gefahr nicht zu unterschätzen. Wird bei solchen Tieren erst nach Jahren ein positiver Befund festgestellt, können mehrere Generationen bereits infizierter Nachkommen vorhanden sein. Eine weitere, Möglicherweise bis anhin unterschätzte, potenzielle Infektionsquelle stellen Schafe dar, bei denen das dem CAE-Virus nahe verwandte Maedi Visna-Virus (MVV) vorkommt. Bisher hat man weltweit unter natürlichen Bedingungen keine Übertragung beobachtet – auch bei engem Kontakt nicht. In Frankreich und in der Schweiz wurden bei Ziegen und Schafen aber Viren gefunden, die bisher als typisch für die jeweils andere Tierart galten, ohne dass der Beweis erbracht werden konnte, dass sie tatsächlich von der anderen Tierart stammen. Möglicherweise kommen diese Viren seit langem bei Schafen und Ziegen vor und haben sich vielleicht sogar optimal an ihren «neuen » Wirt angepasst.

 

Wie wird eine Infektion mit CAE-Viren festgestellt?

Die Diagnostik von CAE- Viren beruht auf dem Nachweis von Antikörpern im Serum von infizierten Ziegen (Serologie). Dabei stützt man sich auf den «ELISA» genannten Test ab, mit dem eine große Anzahl von Blutproben rasch und kostengünstig untersucht werden kann. In diesem Test erfolgt eine Farbreaktion in Abhängigkeit von der Konzentration der vorhandenen Antikörper. Die Messwerte der «Patientenseren » werden mit denen eines Referenzserums verglichen. Die Qualität von serologischen Tests wird mit den Begriffen Sensitivität (werden Antikörper festgestellt?) und Spezifität (sind die Antikörper gegen das Virus gerichtet?) beschrieben. Im Idealfall sollten die beiden Werte 100%betragen, was aber in der Praxis nicht erreicht wird. Deshalb müssen ELISA- positive und -verdächtige Untersuchungsergebnisse im so genannten Immunoblot (Western Blot) überprüft werden. Dieser Test ist empfindlicher und spezifischer, aber auch aufwändiger und teurer und wird von Nationalen Referenzlabors für Lentiviren der Kleinen Wiederkäuer durchgeführt. Mit diesem Verfahren wird sichtbar gemacht, gegen welche viralen Proteine die Antikörper gerichtet sind. Im positiven Fall ist auf dem Teststreifen ein typisches Bandenmuster erkennbar, im negativen Fall bleibt der Teststreifen weiß. Allerdings liefert auch dieser Test nicht in allen Fällen eindeutige Ergebnisse, sodass auch nach weiteren Abklärungen Fälle bleiben, die als «nicht- beurteilbar » bezeichnet werden müssen.

 

Gibt es andere Testmöglichkeiten?

Die Diagnose CAE wurde früher auch anhand von klinischen Symptomen oder pathologisch-anatomischen Veränderungen gestellt. Heute kommen in der Schweiz CAE-kranke Ziegen praktisch nicht mehr vor.

Eine weitere Möglichkeit, die Infektion nachzuweisen ist die Virusisolation. Die Erfahrung zeigt aber, dass selbst bei experimentell infizierten Ziegen das Virus häufig nicht isoliert werden kann. Der Grund liegt darin, dass in vielen Tieren nur wenige Blutzellen infiziert sind oder infizierte Zellen nur wenig Virus enthalten. Man spricht von einer so genannten geringen «Virusbürde ».

Dieser Umstand sowie die Vielfalt der Viren erschwert ein weiteres Nachweisverfahren der Infektion mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion: ein Nachweisverfahren, das auf der Vermehrung geringer Erbgut-Spuren beruht) Mit der Entwicklung eines neuen ELISA-Tests am Referenzlabor wird versucht, bestehende Unzulänglichkeiten in der CAE-Diagnostik zu überwinden.  Mit neuen, spezifischen Testsubstanzen (Antigenen) können gezielt Antikörper nachgewiesen werden, was Rückschlüsse auf mögliche Infektionsquellen erlaubt. Die gegenwärtigen serologischen Methoden zeigen klar ihre Grenzen in der CAE-Diagnostik, sie sind aber nach wie vor empfindlicher als der Virusnachweis mittels Isolation oder PCR.

 

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Forschungsstation für Ziegen und Zwergziegen

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